Hallo,

mein Name ist Laura Blaschke, ich bin 2004 geboren und mein Heimatort ist Karlsruhe. Seit Geburt habe ich eine cerebrale Bewegungsstörung / Infantile Cerebralparese (ICP). Der Grund war Sauerstoffmangel. Deswegen kann ich weder laufen, noch sprechen. Mein Körper macht deswegen sozusagen was er will. Und das ist leider nicht immer das, was ich will. Meine Augen und meine Gedanken sind das einzige, das ich wirklich richtig steuern kann. Weil ich nicht sprechen kann, benutze ich einen Sprachcomputer, ein Kommunikations-Hilfsmittel mit Augensteuerung.
Das heißt, ich schaue auf eine bestimmte Stelle auf dem Bildschirm, die Augensteuerung erkennt die Bewegung meiner Augen und berechnet, wo ich hinschaue. Dann löst sie dort für mich einen Mausklick aus. Früher hatte ich noch keinen Sprachcomputer. Das war echt blöd, weil mich nur enge Personen aus meinem Umfeld verstanden haben. Ich kommunizierte mit ihnen schon immer über meine Augen. Also ich guckte auf einen oder mehrere Gegenstände und hoffte, dass mein Gesprächspartner verstand, was ich damit meinte, ansonsten war ich darauf angewiesen, dass die Leute um mich herum die richtigen Fragen stellten und auch erkannten wie und wann ich „Ja“ oder „Nein“ sagte. Aber wenn ich auf dem Boden lag, warnicken oder Kopf schütteln schwierig für mich.
Mein Gesprächspartner konnte deswegen, einfach seine 2 Hände nehmen und sagen, eine Hand ist für ja und die andere Hand ist für nein. Ich schaute dann auf eine Hand drauf, und sagte damit "ja" oder "nein". Ich habe auch eine kleine Tafel aus Papier mit Buchstaben ausgedruckt, damit kann ich im Notfall sprechen. Dazu zeigt mein Gesprächspartner auf die Zeilen, dann auf die Buchstaben in der Zeile, wo ich genickt habe, und dann nicke oder schüttle ich meinen Kopf. So entsteht ein Wort oder ein ganzer Satz. Das ist mühsam und dauert sehr lange, aber eine bessere Lösung habe ich bis jetzt nicht gefunden. Mit 3 Jahren habe ich mein allererstes Kommunikationshilfsmittel bekommen.
Der war etwas kleiner und ich habe versucht mit einer einzigen Taste das Kommunikationsgerät zu bedienen. Das war aber totaler Schrott. Es hat ewig gedauert, bis ich ein Symbol ausgewählt hatte. Außerdem war es für mich echt furchtbar anstrengend. Es hat viel zu lange gedauert, bis ich meinen Satz beendet habe. Meistens hatten die Leute nicht genügend Geduld und sind weggelaufen, obwohl ich noch gar nicht fertig war. Das war echt blöd. Als meine Familie und ich auf einer Rehab-Messe waren, entdeckten wir den Sprachcomputer mit einer Augensteuerung. Meine Mama sagte sofort: „Laura, du setzt dich jetzt dahin und probierst das mal aus!“, weil ich schon immer über meine Augen kommuniziert habe.

Dieser Tag war für mich ein bisschen so wie ein zweiter Geburtstag -ein unfassbares Glück! Ich kann mir ein Leben ohne meinen Sprachcomputer mit einer Augensteuerung nicht mehr vorstellen. Das Teil ist mein Mund, meine Stimme, meine Hände, meine Tür zur Welt. Es gibt mir die Chance mit Menschen zu kommunizieren und wenigstens ein bisschen selbständig zu sein. Mein erster Satz war: „Papa, ich brauche mehr Taschengeld.“ Als ich noch kleiner war, hatte ich einen Sprachcomputer der mit Symbolen gearbeitet hat. Auf dem Bildschirm waren da ganz viele Symbole zu sehen.
Um etwas sagen zu können, musste ich die Symbole miteinander kombinieren um zu den Wörtern zu kommen, die ich sagen wollte. Das klingt kompliziert, war aber gar nicht so schwer. Das Gute daran war, dass ich damit sprechen konnte, obwohl ich noch nicht lesen und schreiben konnte. Das habe ich erst in der Schule gelernt.Inzwischen kann ich lesen, schreiben, rechnen und vieles mehr, deswegen spreche ich jetzt mit dem Kommunikationsgerät über eine Tastatur auf dem Bildschirm. Ich kann also alles sagen, was ich will. Wenn man Worte selbst schreiben kann, muss man nicht warten, bis jemand ein bestimmtes Wort in das Kommunikationsgerät eingespeichert hat.Ich bin froh, dass ich mit anderen sprechen kann. Das Kommunikationsgerät gibt mir viel Selbstbewusstsein.

Ich kann damit alles sagen, was ich will, Fragen stellen, wenn ich etwas nicht verstanden habe, mit meinen Mitschülern, Freunden, Geschwistern und Co. plaudern und sie zurück dissen, wenn sie frech werden. Das ist Super! Ich programmiere meine Seitensets selbst und kann selber Einstellungen auswählen. Ich habe die schnellste Verweildauer der Augenansteuerung eingestellt und komme damit super zurecht. In der Zwischenzeit habe ich auch schon viele Vorträge gehalten und Workshops durchgeführt. Meistens erzähle ich da, was ich mit meinem Kommunikationsgerät alles machen kann.

Ohne meinen Sprachcomputer wäre ich vollkommen aufgeschmissen. Zum einem könnte ich nicht mit anderen kommunizieren. Und meine Lehrer und die anderen Leute wüssten dann gar nicht, was ich alles kann und weiß. Vor allem aber meine Freizeit wäre ziemlich öde, wenn ich mein Sprachcomputer mit einer Augenansteuerung nicht hätte. Ich kann ja zum Beispiel nicht einfach einen Ball oder Bausteine oder Karten nehmen und damit spielen oder Klavier spielen. Denn wegen meiner Behinderung ist es schwierig für mich, etwas mit meinen Händen festzuhalten. Aber ich kann zum Glück mit meinem Sprachcomputer meinen Mitspielern ganz genau sagen, was sie machen sollen. Zum Beispiel welche Karte sie beim Kartenspiel für mich legen sollen, oder welche Figur sie beim Schach, auf ein bestimmtes Feld stellen sollen.

Ich kann mein Kommunikationsgerät auch als Computer benutzen. Mit der Augensteuerung kann ich die Maus bedienen und dann damit Computerspiele spielen, malen, mit einem Programm Bücher lesen, mein Hobby nachgehen – nämlich selbstausgedachte Geschichten und Romane in Word schreiben, im Internet surfen, WhatsApp und Instagram nutzen oder YouTube schauen oder selbst YouTube und TikTok Videos machen.

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Eure Laura Blaschke

 

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